Savalen 2010
Kurz vor knapp, aber Wort gehalten. Gut, dass es ein Reisetagebuch gibt......
Ich schließe die Augen und es ist, als wäre es erst gestern gewesen.
So. 24.01.2010
Alles gepackt, die Gespanne stehen vor unserer Haustür und die Straße ist schneebedeckt!
Seit 1.03. letzten Jahres hab ich fleißig Gespannfahren geübt. Über 10000 km sind so schon zusammen gekommen
und nun steht meine erste Winterfahrt an. Und ja, ich fahre meine wunderschöne Retro, die Schnee und Salz ja nie an den Lack bekommen sollte. Schön konserviert und von oben bis unten mit einem super Salzvernichterspray eingenebelt, wird sie es wohl ohne größere Schäden überstehen.
Ein bisschen Herzflattern hab ich schon! Während Bärbel mit dem Gepäck ihres Mitfahrers, genannt Troll, kämpft, übe ich schon mal ein bisschen „Schneefahren“. Bremsen nur vorne ist gar nicht schön, das Gespann tänzelt und bricht leicht aus. Bremsen nur hinten, gefällt mir schon besser, das Gespann macht was ich will...bremsen und stehen. Beide Bremsen betätigen ist auch gut.
Noch weiß ich nicht, dass diese kleinen Bremsübungen mir am späten Nachmittag noch gut weiterhelfen!
Heute gehts bis kurz vor Hannover und zwar nach Lüdersfeld zum Dicken Heinrich. Wir fahren erst mal über Land und auch hier sind die Straßen schneebedeckt. Ein guter Einstieg für die Schneefahrten in Norwegen denk ich so bei mir. Wenn es bergab geht, klopft das Herz zwar gewaltig, aber alles geht gut und mit jedem Schneekilometer mehr, fühle ich mich etwas sicherer. Da uns die Zeit davon läuft, ballern wir über die Autobahn. Kaum auf der A45, fängt Bärbels Maschine an zu mucken. Die Leistung geht und kommt. Kurz vor Schwerte fahren wir von der Bahn runter. Der Fehler muss gefunden werden! Eine Weile später ist der Fehler lokalisiert aber wir haben kein Material für diese Reparatur dabei. Aber mit Hilfe eines ADAC Engels kann die Fahrt weiter gehen. Es ist schon dunkel und auf der Autobahn herrscht lustiges Schneetreiben! Kurz vor Lüdersfeld fahren wir von der Autobahn ab zum Tanken, und oh Schreck, beim Bremsen merke ich, dass mit der Vorderradbremse etwas nicht stimmt. Kein Druck ist da, ich kann den Bremshebel bis zum Anschlag durchziehen! Gut, dass ich zu Hause gemerkt hab, dass das Bremsen auch nur mit der Hinterradbremse gut klappt. Die Panik hält sich somit in Grenzen. An der Tankstelle ist der Fehler schnell gefunden, die Bremsleitung hat sich unter das vordere Schutzblech gewurschtelt und ist fast durchgewetzt. Kein Wunder, daß da nichts mehr mit Bremsen ist. Schließlich kommen wir gut beim Dicken Heinrich an.
Eine warme Dusche, ein erstes Bier und eine leckere warme Suppe vertreiben die Schneeängste und alles ist wieder gut.
Während wir unser Hauptgericht genießen, kümmern sich die Wirtsleute um eine Reparaturmöglichkeit für den nächsten Morgen.
Mo. 25.01.2010
Nachdem wir morgens in einer kleinen Werkstatt eine Bremsleitung organisiert haben, geht es über schneebedeckte Straßen Richtung Timmdorf zu Thorsten Kasch.Hier treffen wir unsere zwei weiteren Mitfahrer. Gerhard aus Paderborn mit einem Honda Gespann ist schon da, nur Erich, der mit einer Solomaschine anreist, ist noch nicht da. Direkt machen wir uns Sorgen, es wird doch wohl nichts passiert sein. Mit einer Solomaschine durch den Schnee zu fahren, stell ich mir doch recht abenteuerlich vor. Da bin ich doch froh, dass ich mit einem Gespann unterwegs bin.
Aber schließlich trifft auch Erich ein, „fix und fertig mit den Nerven“, aber auch bei ihm hilft das erste Bier und gemütlich lassen wir den Abend bei Thorstens traditioneller Spiegeleipfanne ausklingen.
Di. 26.01.2010
Nach einem guten Frühstück gehts zur Fähre. Dort ist jeder von uns dann mit Reifenwechsel bzw. Spike eindrehen beschäftigt. Aufs Vorder- und Hinterrad kommen die Spikeräder und aufs Seitenwagenrad pack ich mir meinen grobstolligen Hinterradreifen. Sicher ist sicher.
Wir genießen die herrliche Schiffsfahrt mit der Colorline und jeder denkt so zwischendurch innerlich daran, was ihn wohl morgen so erwarten wird.
Mi. 27.01.2010
Oslo begrüßt uns mit schneebedeckten Straßen. Heute wollen wir über Elverum (die Elgstua wird für viele ein Begriff sein) bis nach Koppang fahren. Erich schlägt sich tapfer mit seiner Solomaschine. Ich bin froh, nicht in seiner Haut zu stecken. Gespannfahren im Schnee ist für mich Abenteuer genug. Mit unserer Ausrüstung A4 Anzug, jede Menge Thermounterwäsche, heizbare Handschuhe und heizbare Sohlen, sowie ein heizbares Visier sind wir vollauf zufrieden. So macht das Fahren denn auch richtig Spaß. Wenn mir das jemand vor 1 1/2 Jahren gesagt hätte, ich hätts nicht geglaubt.
In der Elgstua essen wir erst mal was leckeres, um dann auf einer kleineren Nebenstrecke Richtung Koppang zu fahren. Erich legt auf dieser Strecke dann das erste Mal sein Mopped auf die Seite. Gott sei dank hat weder Erich noch sein Moped Schaden genommen. Wir nehmen danach aber sicherheitshalber wieder die E 3. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir Koppang und lassen den Abend in den gemütlichen Hütten in Ruhe ausklingen.
Do. 28.01.2010
An der schwedischen Grenze entlang zu fahren entfällt leider. Paul kämpft mit irgendeinem Darmbazillus und so fahren wir gerade Strecke E 3. Ich glaube Erich ist ganz froh darüber...
Auf halber Strecke wird noch mal getankt und ich nutze die weite Tankstellenfläche für einige Übungen im Schnee. Schließlich steht für heute noch die steile Auffahrt zum Savalenhotel an. Die Auffahrt zum Hotel ( so ca. 13 km ) ist dann nochmal Abenteuer pur und oben angekommen bin ich stolz wie „Oskar“.
Fr. 29.01. - So. 31.01.2010
Wegen gesundheitlicher Probleme, Paul kämpft weiterhin mit dem Darmbazillus und ich hab einen lahmen Flügel, halten sich die Schneefahrten rund um Savalen für uns in Grenzen. Wir genießen die Spiele, die Gespräche mit den Teilnehmern, das Outdoorgrillen Freitagabends, die Spabesuche und das phantastische Büffet Samstagabend.
So. 31.01.2010
Beim Frühstück morgens sind es knapp - 28 Grad. Ich glaub heute werden wir zum Eiszapfen! Beim Start sind es schon kuschelige - 25 Grad und die 13 km runter auf die E 3 fahre ich fast im Blindflug. Mein Visier ist frei, aber meine Brille ist zugefroren. So ein Mist, aber solange ich Pauls Rücklicht noch erkenne, ist alles halb so wild. Es wird dann die kälteste Fahrt, die wir bislang in Norwegen hatten. Die wunderschöne Schneelandschaft durch die wir fahren entschädigt einen aber voll. Abends im Svea Hüttencamp halten wir fast noch ein kleines Svalentreffen ab. Mit 8 Schneefahrern ist fast die halbe Savalenmannschaft versammelt.
Mo. 1.02.2010
Ein letzter Schneetag bis nach Oslo und schon ist unser Schneeabenteuer fast zu Ende. Im Hotel Scandic Sjølyst stehen unsere Gespanne in der Tiefgarage, während wir Oslo bei Nacht unsicher machen. Peppe´s Pizza und natürlich das Hard Rock Cafe sind angesagt.
Di. 2.02.2010
Morgens wechseln wir erstmal unsere Räder und genießen noch einen Tag in Oslo mit Sightseeing.
Abends lassen wir die vergangenen Tage nochmal im Hard Rock Cafe Revue passieren.
Mi. 3.02.2010
Eine kurze Fahrt bis zur Fähre, eine wiederum schöne Fährfahrt und unsere Reise neigt sich tatsächlich dem Ende zu.
Do. 4.02.2010
Auch auf der Rückfahrt legen wir einen Zwischenstopp beim Dicken Heinrich ein und beenden die Tour so wie sie angefangen hat. Natürlich nur übernachtungsmäßig und ohne irgendwelche Defekte.
Fr. 5.02.2010
Ein letzter Tag mit dem Gespann, hier in Deutschland aber leider auf versalzenen Straßen. Abends zu Hause, laß ich bei einem Wannenbad und einem Gläschen Sekt, die vergangenen Tage noch mal an mir vorbeiziehen.
Fazit:
Während ich es mir anfangs, als begeisterte im Seitenwagenmitfahrerin, gar nicht vorstellen konnte, selbst mal ein Uralgespann zu dirigieren, zumal ich mich eigentlich als eingefleischte Solofahrerin (meine NTV hat immerhin schon über 250000 km auf dem Buckel) eingeschätzt habe, hat mich der Gespannvirus voll gepackt. Ich bin total happy, dass ich das Schneeabenteuer gepackt habe und denke, das war nicht das letzte Mal.....
Und mal schauen, ob meine Gespräche mit Erich von Erfolg gekrönt sind.... Ich hab ihm wärmstens den Kauf eines Uralgespannes ans Herz gelegt.
Alles liebe für Euch und ein tolles neues Jahr wünscht
Sabine